Kennen Sie das auch, dass Sie so starke Schmerzen haben, dass Sie nicht mehr wissen, wohin? Ich hatte einmal zwei verschiedene Medikamente aufgrund einer OP zu mir genommen, die sich nicht miteinander vertrugen. Die Folge war, dass ich mitten in der Nacht aufgewacht bin und unerträgliche Bauchkrämpfe hatte. Innerlich habe ich diesen Schmerz verflucht. Ich habe mir einfach nur gewünscht, dass er aufhört.
Dabei ist der Schmerz eigentlich wie das Lalülala bei der Feuerwehr. Es signalisiert uns Menschen: „Alarm Alarm, mit deinem Körper stimmt etwas nicht.“ Wenn wir Schmerz spüren, werden wir aufmerksam. Wir ziehen unseren Fuß aus dem schönen warmen Sand am Meer zurück, wenn wir etwas Spitzes spüren und bei genauerem Hinsehen wahrnehmen, da liegen Scherben im Sand. Der Schmerz hilft uns, schnell zu reagieren und der Gefahr auszuweichen. Oder wir spüren einen Schmerz beim Kauen und gehen dann zum Zahnarzt, der nach einem Röntgenbild sieht, dass eine Entzündung am Zahn zu sehen ist. Hier ist der Schmerz unser Freund, der uns auf Missstände hinweist und ermöglicht, dass unser Körper gesund bleibt oder es wieder werden kann. Er bewahrt uns auch davor, eine verletzte Stelle zu sehr zu belasten und uns zu schonen.
Wenn wir allerdings unter dauerhaften chronischen Schmerzen leiden, wird der Schmerz zu unserem Feind, obwohl er uns eigentlich schützen will.
Wie entsteht Schmerz?
Es gibt verschiedene Arten von Nervenfasern, die darauf spezialisiert sind, Empfindungen von sensorischen Rezeptoren zu empfangen. Diese Empfindungen werden durch das Rückenmark ins Gehirn übermittelt. Rezeptoren sind wie Antennen, die elektromagnetische Wellen empfangen und weiterleiden. Das Gehirn hat dann die Aufgabe, diese Körperempfindungen zu deutet.
Jede Empfindung wird erst einmal vom Thalamus aufgenommen, der die Aufgabe hat, zu prüfen, welche Informationen ankommen und wohin er sie leiten soll. Er ist wie eine Schranke, die erst aufgemacht wird, wenn der Schmerz geprüft wurde. Es gibt drei verschiedene Stellen im Gehirn. Es gibt den sensorischen Kortex, der Körperempfindungen registriert, das limbische System als emotionale Zentrum und den Frontalkortex, das denkende Gehirn. Diese drei beeinflussen unsere Reaktionsweise und unser Gefühl, wie stark ein Schmerz wahrgenommen wird.
Die Schmerzforscher Melzack und Wall entdeckten, dass bestimmte Umstände die Schmerzschranken öffnen, so dass die Schmerzbotschaften umgehend zu den Schmerzzentren im Gehirn weitergeleitet werden, wohingegen andere Erlebnisse die Schmerzschranken schließen und so verhindern, dass die Schmerzsignale das Gehirn jemals erreichen
es geht darum zu lernen, wie man die Schmerzschranken kontrollieren kann, um die Zahl der zum Gehirn gelangenden Schmerzsignale zu verringern.
Entstehung von chronischen Schmerzen
Haben wir uns z.B. beim Sportunfall an einem Muskel verletzt, entsteht ein akuter Schmerz, der wichtig ist, weil er anzeigt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Bleibt nach Abheilen der Verletzung ein Schmerzempfinden, entsteht ein chronischer Schmerz, der nicht mehr hilfreich ist. Der Körper zieht alle Muskeln um die Verletzung herum zusammen, um den Muskel zu schonen und ruhig zu stellen. Dieses Zusammenziehen sind Verkrampfungen, die Schmerz auslösen, dann verkrampfen noch mehr Muskeln und es ist ein Teufelskreislauf, der auch nach Abklingen der Verletzung bestehen bleibt. Muskelkrämpfe werden dann chronisch. Was zunächst eine Schutzfunktion hatte, verselbstständigt sich, wenn der Körper im „Alarmzustand“ verharrt, obwohl alles verheilt ist und gesund.
Wir können den Schmerz beeinflussen
Positive Empfindungen fördern
Positive Empfindungen werden bis zu siebenmal schneller übermittelt als z.B. scharfer oder brennender Schmerz. Sie setzen sich durch und bremsen den Schmerz aus. Dieses Wissen können wir uns in der Veränderung von chronischen Schmerzen nutzbar machen, indem wir kontinuierlich angenehme Körperempfindungen fördern, so dass sich diese gegen den Schmerz durchsetzen. Zum Beispiel kann man bei Bauchschmerzen eine Wärmflasche benutzen, denn Wärme ist ein angenehmes Gefühl und setzt sich gegen den Schmerz durch. Durch Körperübungen können Endorphine freigesetzt werden und der Schmerz wird nicht mehr gespürt. Auch Atemübungen, Phantasiereisen oder Selbstsuggestionen können Einfluss auf den Schmerz haben.
Chronischen Schmerz akzeptieren und beobachten
Grundsätzlich geht es erst einmal darum, den Schmerz zu akzeptieren und nicht dagegen anzukämpfen, denn dann macht man ihn größer. Es geht darum, den Schmerz erst einmal zu verstehen und sich zu fragen, wie stark man ihn auf einer Skala von 1-10 spüren kann. Ein Ziel bei chronischen Schmerzen kann sein, wenn ein Schmerz z.B. auf der Skalenfrage 8 stark ist, ihn um 2-3 Punkte zu reduzieren. Hierbei geht es um unser Körperempfinden, welches wir bewusst wahrnehmen dürfen. Wir können beobachten, wodurch der Schmerz stärker wird und wodurch er nachlässt. Es kann sein, dass wir beim Sitzen z.B. den Schmerz stärker wahrnehmen und beim Gehen nicht so stark.
Demnächst geht es weiter mit dem Thema „Chronische Schmerzen lösen“. Hier könnt ihr mehr lesen…
Literaturnachweis:
Chronische Schmerzen behutsam überwinden
Magie Phillips
2009, Carl-Auer-Systeme Verlag